


Traum vom 23. April 2025:
«Meinem Vater wird ganz bange»
Heute Nacht habe Ich geträumt, dass Ich mit meinen Eltern Frieden schließe, und kaum habe Ich das getan, kommt ein Arzt im weißen Kittel zur Tür herein, und meinem Vater wird ganz bange, und er greift nach den Händen von mir und meiner Mutter, weil er weiß, dass er jetzt gehen muss.
Ist die Tatsache, dass wir länger leben, wirklich der Medizin zu verdanken, oder der Tatsache, dass wir in dieser gottlosen Welt einfach mehr Zeit benötigen, um den Sinn unserer Existenz zu finden?
Traum vom 29. April 2025:
«Der Mann in der weißen Rostlaube»
Wir wollten gerade heim
Da hielt vor mir
der Mann
in der weißen Rostlaube
Er labert uns voll
Er ist stockbesoffen
Er filmt uns mit seinem Camcorder
und kann nicht mehr stehen
An dem Arm,
mit dem er nach uns greift,
hängt eine abgerissene Handschelle
Er will mir etwas erzählen
einen Kaffee will er mit mir trinken
Nur kurz
Nur einen
Sie lässt mir meinen Tabak da
Sie lässt mir meine Filter da
und mein Zigarettenpapier
Als sie geht
kriege ich kein Wort
über meine Lippen
und kriege stattdessen
eine Panikattacke
im Schloss Schönbrunn
durch das der Mann mit dem krausen Haar nun stürmt um nach mir zu suchen


Traum vom 23. Mai 2023:
«Die zerbrochene Bierbank»
Der Regieunterricht der Filmakademie wurde in ein Gefängnis verlegt. Ich werde zwischendrinnen von meinen Kommiliton*innen abgesondert und versuche danach verzweifelt herauszufinden, zu welchem Quartal Ich gehöre. Dabei bin Ich mit meiner Hand an eine Bierbank gekettet. Niemand kann mir eine Antwort geben, auch nicht meine Mitstudierenden. Eine von ihnen schlägt vor, dass Ich einfach nachhause gehe. Gute Idee. Ich zerbreche die Bierbank in zwei Teile, klemme beide unter meinen rechten Arm und mache mich auf den Weg zum Ausgang. Dort werde ich allerdings von einem Kommissar verhaftet: „Ich habe zu oft in meinem Leben dabei zugesehen, wie Menschen aus dem Gefängnis spazieren und kurz darauf jemanden umbringen. Das werde Ich bei Ihnen zu verhindern wissen!“
Traum vom 2. Juni 2023:
«81»
Telefonterror. Klingelstreiche. Die Nachbarin, die wir vom Bett aus durchs Schlafzimmerfenster sehen, rennt nackt durch ihre Wohnung und schreit. Es läutet an der Haustür. Durch die Gegensprechanlage hört man ein Tonband im Loop: Eine Männerstimme spricht über Zahlenmystik und insbesondere über die Bedeutung der Zahl 81.
Heute im Traum Klavier gespielt
und eine Frau geküsst
im Garten die Nachbarin treffen
heimlich
Traum vom 3. Juni 2023:
«Er geht nicht in den gleichen Film wie wir»
Ich steige mit meinen Kommiliton*innen in die Bahn ein. Es herrscht dichtes Gedränge. Meine Mitstudierenden biegen links in den Gang ein, als mir plötzlich ein ehemaliger Schulfreund in die Arme läuft. Wir begrüßen einander freudig. Genervt drängen sich die anderen Fahrgäste an uns vorbei. Die Türen schließen sich, der Zug fährt los. Ich müsste eigentlich meinen Kommiliton*innen hinterher, die haben nämlich meinen Koffer, und wir fahren nur bis zum Stubentor. Ich fühle mich aber verpflichtet, meinen Schulfreund zumindest zu fragen, wie es ihm geht.





Als Antwort auf meine Frage verschwindet das Lächeln aus meinem Gesicht. Er beginnt langsam auf mich zuzugehen, ja, eigentlich mich zurückzudrängen, und sich dabei auszuziehen. Ein völlig ausgemergelter Körper kommt zum Vorschein. Plötzlich biegt der Zug in eine Kurve ein, mein Kindheitsfreund bricht vor meinen Beinen zusammen. So kann Ich ihn schwer liegen lassen. Ich greife ihm mit beiden Armen unter die Achseln, um ihn zu seinem Sitzplatz zu zerren. Ich frage ihn, wo er sitzt. Sein Gemurmel ist völlig unverständlich. Ich schleppe den todgeweihten Körper von einem Waggon in den nächsten, bis mir schließlich seine beiden Betreuer von der Deutschen Bahn über den Weg laufen. Anstatt mir beim Tragen zu helfen, beschränken sie sich darauf, sich immer wieder lakonisch bei mir zu bedanken. Im Blick meines Freundes scheint der Vorwurf zu liegen, dass Ich mich viel zu lange nicht mehr bei ihm gemeldet habe.
Endlich sind wir bei seinem Sitzplatz angekommen, der kein Sitzplatz ist, weil die Sitze fehlen. Der Raum erinnert mehr an einen Fahrradwaggon. Die Habseligkeiten meines Freundes sind über den halben Boden ausgebreitet. Ich setze ihn irgendwo dazwischen auf dem Boden ab und versuche, während Ich mich aus Solidarität ebenfalls auszuziehen beginne, von seinen Betreuern zu erfahren, wo er denn aussteigen muss, weil Ich zuversichtlich bin, dass das ohne meine Hilfe niemals klappen wird. Die Antworten sind aber völlig zusammenhanglos, genauso wie die Namen der Stationen, die wir durchfahren. Nach etlichem Nachfragen und dem Vorwurf meines Freundes, dass Ich doch bitte aufhören soll, „ihn wie einen Schwerstbehinderten zu behandeln“, erfahre Ich endlich: „Er geht ins Theater oder ins Kino, aber nicht in den gleichen Film wie wir“. Ich merke, dass Ich bei der nächsten Station aussteigen und davor noch meinen Koffer holen muss, weshalb Ich mich panisch wieder anzuziehen beginne, während mein Freund am Boden von mir wissen möchte, wie es mir mit meinem letzten Filmprojekt ging. Ich sage ihm die Wahrheit. Er scheint mitzufühlen, der Abschied bleibt dennoch unterkühlt. Egal: Ich muss los, und stürme in den nächsten Waggon.
Es ist der Speisewagen. Er ist aber nicht so eng wie heutzutage, sondern sehr weitläufig, ausgesprochen mondän eingerichtet (und viel breiter als der Zug eigentlich). Zwei meiner engsten Freunde haben hier Platz genommen (wobei einer der beiden sich immer wieder in einen dritten und wieder zurück verwandelt). Sie haben soeben bestellt, obwohl wir gleich aussteigen müssen. Als Ich zu protestieren beginne, wird mir subtil zu verstehen gegeben, dass Ich jetzt nicht nerven soll. Die Speisen werden serviert. „Gut, dann gehen wir eben nicht ins Kino“, denke Ich mir, nehme Platz und beginne zu essen. Schön, bei meinen Freunden zu sein.
Traum im Herbst 2023:
«Deutsches Fernsehen»
Heute im Traum eine Tatort-Folge gesehen, in der ein befreundeter Schauspieler mitgespielt hat. Er spielt einen verlorenen jungen Mann aus Ostdeutschland, der sukzessive drogensüchtig, dünn und rechtsradikal wird. Regie führt ein Dozent von mir.
Titel: DER KAISER – THE 3MPEROR*
(*irgendwie total lächerlich, dieser Dreier)
Am Beginn sitzt der Protagonist ratlos am Lagerfeuer mit einem Bier in der Hand. Später trifft er seine Kindheitsfreundin wieder. Rückblenden, wie die beiden als Kinder im Gras tollen. Die Vierjährige gibt Dialogzeilen von sich, als ob sie Mitte siebzig wäre. Close-Ups von Nazi-Postern.
Der Protagonist lungert mit wirrem Blick abgemagert in einer U-Bahn-Passage am Boden rum und labert einen Obdachlosen voll.
Später sitzt er uniformiert in einem Wirtshauskeller und frisst. Er ist mit LSD vollgepumpt. Unzufrieden ruft er den Kellner zu sich. Er fällt fast um, als er aufsteht und durchs Lokal ruft, dass er mit dem Salat sprechen will. Plötzlich gleitet die Kamera von ihm weg, und folgt den Händen am Gürtel eines Gastes, der ihn zügig passiert und in die Küche verschwindet.
Der Protagonist torkelt ihm nach. Und bleibt stehen. Dann tastet er sich langsam zur Küche vor. Was ist da hinten? Was sind das für Stimmen? Es ist ein Chor! Als er die Männer und Frauen singen hört, realisiert er, dass er kein Nazi mehr sein will, und wird stattdessen Chormitglied.
Die Kamera gleitet abwechselnd über Gegenstände an der Wirtshauswand, Gesichter der singenden Chormitglieder und Leichen im Schützengraben im 2. Weltkrieg. Fade to black. Credits.
„So sehen also aktuell die Tatorte aus“, denke Ich mir.
Ich dachte, das seien Krimis.
Traum aus 2024:
«Der „andere“ Prater»
Ich bin mit meinen zukünftigen Schwiegereltern auf Wanderschaft in einer schlammigen Einöde. Ein Mädchen springt durch den Dreck und wird von seiner Großmutter zur Vorsicht gemahnt. Anscheinend sind wir im „Prater“, aber nicht im Wiener Prater, sondern „in einem anderen“.
Ich bewege mich in einen Wald hinein und erblicke ein Gasthaus. Es sieht verlassen aus. Hat es überhaupt geöffnet? Ich gehe hinein. Es ist nur die Wirtin da, die alles vorbereitet. An der Wand hängt eine Speisekarte. Neugierig blättere Ich sie durch, während mir das Wasser im Mund zusammenläuft. Das Lokal beginnt sich mit Gästen zu füllen. Die Wirtin freut sich, dass wir so viele sind. Meine Mutter wünscht sich, dass sie nicht zu viel Kümmel in den Krautsalat gibt. Die Schnitzel sehen herrlich aus.
Das Lokal ist voll.
Alle sind gut gelaunt.
Traum vom 7. Dezember 2023:
«Debüt»
Mein erster Langfilmdreh. Mein Regiedozent macht Regieassistenz und schleppt mich, der Ich völlig überfordert bin, durch den Dreh durch.
Am Ende des ersten Drehtages (in einer großen Halle in einer Kirche) greift er mir mit den Armen um die Hüfte, hebt mich in die Höhe und läuft mit mir durch das Set. Die Crew ist begeistert. Nun soll Ich ihn hochheben. Ich schaffe es nur für ein paar Meter.
Zu Beginn des zweiten Drehtages habe Ich mir einen Polster und eine Decke mitgebracht, um im Autobus ein Nickerchen zu machen. In der Ferne höre Ich einen Kindheitsfreund von mir reden, der zum Mithelfen gekommen ist. Ich bin mir nicht sicher, ob ihm der Ernst der Sache klar ist, weil er davon spricht, dass Ich vermutlich irgendwo mit einem Bier hocke. Ich steige aus dem Bus und hänge meine Decke auf eine Wäscheleine zum Auslüften (neben die fünf Decken von anderen Crewmitgliedern). Dann fange Ich an, in meiner Mappe Blätter umzuheften, als mein Dozent zu mir kommt und mir aufträgt, mich bei den zwei Pferdezüchtern zu bedanken, die vor den begeisterten Augen der gesamten Crew eine Paarung ihrer zwei Pferde veranlasst haben. Alle applaudieren euphorisch, als das Fohlen zur Welt kommt. Ich will wissen, ob jetzt eines der erwachsenen Pferde oder das Neugeborene mitspielt. (Ersteres.) Bevor Ich etwas sagen kann, büxen jedoch beide Pferde aus: Eine barfüßige Frau mit Haarkranz hat versucht, einem der beiden ein Geweih aufzusetzen. Die Züchter laufen hinterher.
Ich vermisse es zu rauchen, und denke an meinen früheren Vorsatz,
erst nach dem ersten Langfilmdreh mit dem Rauchen aufzuhören.
Traum vom 28. Januar 2025:
«Bonmot»
Sollen die Gäste ruhig genervt aus dem Esszimmer stürmen, am Ende werden sie ja doch wieder zurückkommen. Schließlich gibt es in der gesamten restlichen Wohnung keine Sitzgelegenheiten. Wollen sie sich vielleicht auf den Boden legen, oder wie?